Zusammen mit Ministerpräsident Dr. Markus Söder und Wissenschaftsminister Markus Blume, Landrat Siegfried Walch und Oberbürgermeister Dr. Christian Hümmer hat Professor Heinrich Köster, der Präsident der TH Rosenheim, diese Einrichtung nun eröffnet (wir berichteten bereits kurz). Wie die gesamte TH, die mit dem »E-Commerce« jetzt einen ersten Vollzeitstudiengang in Traunstein gestartet hat, ist auch deren Innovationslabor zunächst im Gebäude Stadtplatz 32 untergebracht – und zwar so lange, bis die TH eine neue und dann endgültige Unterkunft auf dem Campus Chiemgau westlich des Bahnhofs bekommt.
Die Leitung der Ideenschmiede liegt in den Händen von Professor Dr. Andreas Straube. »Das Innovationslabor ist in den letzten zwölf Monaten entstanden«, sagt er im Gespräch mit dem Traunsteiner Tagblatt. Aktuell stehen ihm zwei Studenten in der Ideenschmiede zur Seite. Doch mehr Unterstützung kommt in Sicht. So berichtet Straube, dass die TH wissenschaftliche Mitarbeiter einstellen wolle – wie viele genau, bleibe aber vorerst offen. Denn das Ausmaß der personellen Aufstockung hänge davon ab, wie sich die Zusammenarbeit mit den Firmen entwickelt – und damit letztlich auch und gerade, wie viele Innovationen in Kooperation entwickelt werden können. Straube erwähnt auch sehr lobend die im Aufbau befindliche Stiftung des Landkreises Traunstein, durch die Forschung, Entwicklung und Transfer unterstützt wird.
Zwei Ziele verfolgt der Professor: Zum einen will er mit den Innovationen, die in seiner Einrichtung schon entstanden sind und in den nächsten Jahren noch entstehen – das Projekt hat er langfristig angelegt –, die Lehre am neuen Hochschulstandort Traunstein bereichern. So beabsichtigt er, den Studenten in Traunstein die Möglichkeiten, die die Technologie heutzutage bietet, erfahrbar zu machen. Im ersten Vollzeitstudiengang, der nun in Traunstein begonnen hat, wie auch in allen weiteren, die die TH in den nächsten Jahren startet, werden die Ideen made in Traunstein laut dem Professor Beachtung finden. Und zum anderen wolle das Innovationslabor auch und gerade zusammen mit den Firmen in der Region weitere Neuerungen Marke High-Tech entwickeln.
Fünf Innovationen oder – wie Straube sagt – »Demonstratoren« beziehungsweise »Plätze für Demonstrationen« hat die neue Einrichtung in Traunstein bereits entwickelt. In Zusammenarbeit mit einer Firma in Bergen hat sie Künstliche Intelligenz eingesetzt: Entwickelt hat sie ein System, bestehend aus einer Kamera, einer Ringbeleuchtung, einem Gestell und einem Projektor, das nun in der Lage ist, Fehler in der Hardware zu entdecken. Auch diese Innovation wird Straube den Studenten in Traunstein zeigen – und dann wird ihnen der Auftrag erteilt, selbst einen Aufbau zusammenzustellen, der dann Probleme in der Hardware erkennen lässt.
An einem anderen Platz im Innovationslabor dreht sich alles um die Datenerfassung in den Produktionen. Aufgebaut ist eine Versuchsanordnung zur Messung von Getriebewellen, wie sie in Autos eingebaut sind. An diesem Platz lernen die Studenten laut Professor Straube, wie die Datenerfassung funktioniert, wie neue Komponenten zu integrieren sind – und wie dann auch alle Daten statistisch ausgewertet werden können beziehungsweise müssen.
Ein Demonstrator, den das Innovationslabor schon entworfen hat, gehört zur »Augmented Reality«, also zur Unterstützten Realität. An diesem Platz angeordnet seien, wie der Professor erläutert, Brillen, die Räume digitalisieren. Und er nennt ein Beispiel: Wer eine dieser Brillen aufsetzt und etwa eine Kaffeemaschine betrachtet, der könne in einer Wirklichkeit, die von einem im Innovationslabor entwickelten Programm unterstützt und bereichert wird, erkennen, wie sie etwa gewartet werden müsse. Einzelne Hinweise könne er dann lesen, wenn er einzelne Teile der Maschine anschaut. Die Anweisungen erscheinen dabei wie Hologramme in der Luft.
Auch einen Platz in der »Virtual Reality«, also in der am Computer generierten Wirklichkeit, könne das Innovationslabor, so Straube weiter, anbieten. Im Mittelpunkt stünden wiederum Brillen, die jedoch mit der tatsächlichen Wirklichkeit gar nichts mehr zu tun haben und den Träger stattdessen in eine geschaffene Welt entführen. In einer virtuellen Konferenz kann man sich mit sogenannten Avataren treffen. Diese sehen aus wie ihre Besitzer und reagieren auch wie jene, das heißt der Körper, die Hände und das Gesicht des Avatars verhält sich wie der Träger der virtuellen Brille. »Die Avatare können sich zum Beispiel in einer virtuellen Messehalle treffen und Gespräche in kleinen Gruppen führen, wie wir es von realen Konferenzen oder Messen kennen«, so Straube.
Ein Innovationslabor wäre allerdings keine Innovationslabor, wenn nicht auch schon ein Roboter über den Fußboden laufen respektive fahren würde. Eine ganz besondere Ausfertigung hat Straube gekauft: Er verfügt nun über einen »Kollaborierenden Roboter« und damit über eine besondere Maschine, die mit Personen zusammenarbeitet. Im Unterschied zu einem gewöhnlichen Roboter stehe dieser besondere, wie der Professor es ausdrückt, hinter keinem Schutzzaun, sondern setze sich vielmehr mit den Menschen an denselben Tisch. Straube hat bereits die Zusammenarbeit mit dem Roboter gesucht. Und so hat er ihm auch schon etwas beigebracht: Ein Glas Wasser einzuschenken ist für die Maschine kein Problem mehr. Der Professor sagt: »Im nächsten Schritt steht vielleicht das Einschenken von Weißbier an.«